Bei einem zuckerkranken Hund sollte immer eine Therapie mit Insulin durchgeführt werden. Eine Nichtverabreichung führt über kurz oder lang zu Schmerzen, Leiden und Schäden beim Tier. Dieses Peinigung hat kein Tier verdient.

Diabetes mellitus beim Hund

  1. Welcher Typ von Diabetes mellitus kommt beim Hund vor?
  2. Welche Symptome treten bei Diabetes mellitus des Hundes auf?
  3. Welche Labortests erfolgen zur Bestätigung der Diagnose beim Hund?
  4. Welche Behandlungsmaßnahmen sind bei Diabetes mellitus des Hundes einzuleiten?
  5. Wie wird die Injektion von Insulin beim Hund durchgeführt?
  6. Wie erfolgt die Kontrolle des Blutzuckers beim Hund?
  7. An welchen Körperstellen kann das Blut zur Messung des Blutzuckerspiegels beim Hund entnommen werden?
  8. Welche Symptome treten bei Unterzuckerung auf?
  9. Welche Kosten entstehen bei der Behandlung des blutzuckerkranken Hundes?

1. Welcher Typ von Diabetes mellitus kommt beim Hund vor?

Hunde leiden in der Regel unter einem Typ 1 Diabetes mellitus, dem sogenannten “Insulinabhängigen Diabetes mellitus”. Durch das Vorliegen einer genetischen Prädisposition und anderen Faktoren wird eine autoimmune Zerstörung der β-Zellen des Pankreas initiiert. Eine völlig fehlende Insulinsynthese ist die Folge. Es sind eher schlankwüchsige Hunde betroffen. Häufig liegt eine katabole Stoffwechsellage (Abbau von Körpermasse) vor.

2. Welche Symptome treten bei Diabetes mellitus des Hundes auf?

Die Hauptsymptome des Diabetes mellitus sind Polydipsie (Durst), Polyurie (vermehrte Ausscheidung von Urin) und Polyphagie (Hunger). Bei Nichterkennen der Krankheit oder unzureichendem Management können nach Wochen oder Monaten ein Katarakt (Trübung der Augenlinse) oder eine Diabetische Ketoazidose (DKA) auftreten. Zudem besteht ein hohes Risiko, an Harnwegsentzündungen zu erkranken. Darum ist es sehr wichtig, dass beim Auftreten einer der genannten Erscheinungen der Tierarzt aufgesucht wird. Durch eine rechtzeitige adäquate Behandlung können Folgeerkrankungen vermieden werden.

Ketoazidose: Aufgrund des Insulinmangels kann Glukose nicht als Energiequelle genutzt werden. Zur Energiegewinnung werden Fette gespalten. Während der Lipolyse werden hohe Konzentrationen von Ketonen gebildet. Es kommt zur Entstehung von Ketose und Azidose, die mit einem Elektrolytungleichgewicht einhergehen. Eine Ketose verursacht Anorexie (Inappetenz), Übelkeit und Lethargie. Eine DKA ist ein Notfall, und es muss so bald wie möglich mit der Behandlung begonnen werden!

3. Welche Labortests erfolgen zur Bestätigung der Diagnose beim Hund?

Es werden folgende Parameter getestet:

  • Glukosekonzentration im Blut
    • Referenzwert bei Hunden: 3,5 – 6,1 mmol/l (63,1 – 109,9 mg/dl)
  • Glukosekonzentration im Urin
    • Die Nierenschwelle liegt bei Hunden ungefähr bei 10 mmol/l (180 mg/dl). Übersteigt der Blutzuckerspiegel diesen Wert, wird Glukose im Urin ausgeschieden.

Permanent hohe Blutzuckerspiegel und das Auftreten von Glukose im Urin (Glukosurie) sind Zeichen für Diabetes mellitus.

Die Glukose bindet durch Glykolierung an Plasmaproteine (vor allem Albumin) und Hämoglobin. Der Grad der Glykolierung ist abhängig von der Dauer und der Höhe der Hyperglykämie sowie der biologischen Halbwertszeit der entsprechenden Plasmaproteine bzw. des Hämoglobins.

  • Fructosamin
    • rückwirkende Beurteilung des Glukosestoffwechsels über die letzten 8 – 14 Tage
  • glykoliertes Hämoglobin (GlycHb)
    • rückwirkende Beurteilung des Glukosestoffwechsels über die letzten 1 – 2 Monate
  • Hydroxybuttersäure (Ketonkörper)
    • früher und sicherer Marker
    • keine Erhöhung des Blutwertes durch Stress -> Unterscheidung von Stress-Hyperglykämie und Diabetes mellitus möglich

Für die Messung von Blutzucker und Ketonkörper direkt am Tier gibt es veterinärmedizinische Schnelltestgerät und entsprechende Teststreifen: 

4. Welche Behandlungsmaßnahmen sind bei Diabetes mellitus des Hundes einzuleiten?

Beim Hund ist immer eine Behandlung mit Insulin erforderlich. Es wird eine Dosis an Caninsulin von 0,25 – 0,7 IE/kg Körpergewicht (KG) im 12-Stundenintervall empfohlen. Das Körpergewicht des Hundes ist dabei auf das nächste ganze Kilogramm und die berechnete Dosis auf die nächste ganze Einheit abzurunden.
Eine konstante Insulindosierung, eine regelmäßige Fütterungsroutine und eine größtmögliche Konstanz der Zusammensetzung und der Menge der Ration sind wichtige Voraussetzungen für eine optimale Einstellung des Blutzuckerspiegels.

Die Tagesfuttermenge ist auf 2 Fütterungen zu verteilen. Die Fütterungen erfolgen jeweils vor der Insulin-Verabreichung.

Kommerzielle Futtermittel

  • Mittel der Wahl wegen der einheitlichen Zusammensetzung
  • Rohfasergehalt mindestens 3 – 5 % der Trockensubstanz
  • Halbfeuchte Futtermittel (z.B. Kaustangen) wegen hohem Gehalt an leicht verfügbaren Zuckern vermeiden
  • Nassfutter mit faserreichen Futtermitteln (Tagesration: 0,5 – 2 g/kg KG Guarkernmehl oder Weizenkleie, 1,65 g/kg KG Zellulose)

Selbst zubereitete Rationen

  • bei der Zusammenstellung auf größtmögliche Konstanz achten
  • maximal 1/3 des Energiegehaltes über stärkehaltige Futtermittel decken (max. 20 – 30 % Trockensubstanz)
  • je mehr Stärke in der Ration, desto mehr Fasern (siehe oben) zusetzen
  • Fasermenge langsam steigern, damit sich Darmflora anpassen kann
  • energiereiche Ration bei kataboler Stoffwechsellage
  • Energiegehalt der Ration max. 80 % des Erhaltungsbedarfes
  • bei Zusammenstellung der Ration Komponenten mit gleichem Energiegehalt verwenden (z.B. immer Fleisch der gleichen Körperregion, zusätzlich auf Fettgehalt des Fleisches achten)

Regelmäßige Bewegung ist zudem wichtig, um die Aufnahme von Insulin in die Körperzellen zu verbessern.

5. Wie wird die Injektion von Insulin beim Hund durchgeführt?

Die Insulin-Injektion kann beim Hund an folgenden Körperstellen erfolgen:

Körperstellen bei Hunden und Katzen zur Entnahme eines Bluttropfens zur Blutzuckermessung

Anleitung:

  1. Füllen Sie die Insulinspritze (1 ml, unterteilt in 0,1 ml) leicht über der empfohlenen Dosis.
Aufziehen einer Insulinspritze für Tiere
  1. Entfernen Sie alle kleinen Luftblasen, indem Sie mit dem Zeigefinger auf die Spritze schnipsen.
Aufziehen einer Insulinspritze für Tiere
  1. Drücken Sie den Kolben der Spritze nach unten, bis die richtige Dosis von Caninsulin® für ihren Hund erreicht ist.
  2. Ziehen Sie die Haut des Hundes leicht nach oben und formen Sie eine kleine Mulde mit dem Zeigefinger.
  3. Stecken Sie die Kanüle in die Mulde und schieben Sie diese mit Gefühl durch die Haut.
Hautfalte zur Injektion von Insulin beim Hund
  1. Lassen Sie die Haut, nachdem die Kanüle eingeführt wurde, los und drücken Sie den Kolben langsam nach unten.

6. Wie erfolgt die Kontrolle des Blutzuckers beim Hund?

Nach Beginn der Therapie sollten sich die Symptome verbessern.

Es wird ein Blutzuckertagesprofil erstellt. Die Blutzuckermessung erfolgt mit einem portablen Messgerät.

  • ab dem 1. Tag der Insulintherapie, über ca. 1 Woche
  • aller 2 Stunden (bei Verwendung von Caninsulin), über mindestens 12 Stunden am Tag

Die Messwerte sind in einem Tagebuch zu erfassen. Die Auswertung erfolgt in der Tierarztpraxis. Gegebenenfalls muss eine Anpassung der zu verabreichenden Insulinmenge erfolgen.

Der Hund ist optimal eingestellt, wenn folgende Parameter erfüllt sind:

  • Blutzucker-Range (Differenz zwischen dem größten und dem kleinsten Messwert)
    • ideal 100 – 215 mg/dl (5 – 12 mmol/l)
  • Blutzucker-Nadir (niedrigster Messwert)
    • sollte zwischen 80 – 150 mg/dl liegen
      • größer 150 mg/dl (8 mmol/l) Insulindosis Insulindosis erhöhen
      • kleiner 80 mg/dl (4,5 mmol/l) InsulindosisInsulindosis um 10 – 25 % reduzieren
  • Wirkungsdauer des Insulins
    • 12 Stunden bei 2-mal täglicher Injektion

Weitere Kontrollen sollten viertel- bis halbjährlich erfolgen.

7. An welchen Körperstellen kann das Blut zur Messung des Blutzuckerspiegels beim Hund entnommen werden?

Die Gewinnung des Bluttropfens ist an folgenden Orten möglich:

  • Oberlippe: Klingt schmerzhaft? Ist es aber nicht! Die Hunde haben in diesem Bereich sehr wenige Nerven. Sie können die Innen- oder Außenseite sowie den Rand der Oberlippe verwenden. Eine Stechhilfe funktioniert in der Regel hier gut.
  • Schwanzbasis: Dieser Ort ist bei kleinen Hunden zu bevorzugen. Eine kleine Fläche sollte rasiert und mit einer dünnen Schicht Vaseline versehen werden. Mit einer Lanzette kann so relativ einfach eine Blutperle gewonnen werden. Es kann auch eine Stechhilfe verwendet werden.
  • Ellenbogen: Für mittlere bis große Hunde ist es der ideale Ort, um mit der Lanzette einen Bluttropfen zu gewinnen. Die Haut ist an dieser Stelle zu dick, um eine Stechhilfe zu benutzen. Der Bereich des Ellenbogens ist nahezu schmerzunempfindlich.
  • Ohrrand: Die Gewinnung eines Bluttropfens ist beim Hund in der Regel an dieser Stelle nicht ganz so einfach. Im Gegensatz zur Katze wird der Ohrrand nur von wenigen Blutgefäßen versorgt. Bei kleine Hunderassen (z.B. Italienisches Windspiel, Whippet) ist es eine geeigneter Ort für die Probennahme

Zur Entnahme des Kapillarblutes sind Wellion Sicherheitslanzetten zu empfehlen. Mögliche Schmerzen beim Einstich werden durch die vibrationsarme Auslösung und die ultrascharfe Lanzetten minimiert. Der Hundehalter/die Hundehalterin kann sich an der Lanzette nicht verletzen, da diese vor und nach der Auslösung niemals sichtbar ist.

Herkömmliche Nadeln sollten nach der Verwendung zum Schutz vor Verletzung von Personen und Tieren in den Wellion Abwurfbehälter gegeben werden.

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8. Welche Symptome treten bei Unterzuckerung auf?

Die Hunde zeigen einen langsamen Gang, Trägheit, Schwanken und eventuell vermehrtes Speicheln. Beim Spaziergang eine zuckerreiche Lösung oder Honig (z.B. Flüssigzucker GLUCO CALEA Wellion Vet) mitnehmen. Das Tier sollte, wenn es sich erholt hat, sobald wie möglich gefüttert werden.

9. Welche Kosten entstehen bei der Behandlung des diabetischen Hundes?

In der nachfolgenden Übersicht sind alle nach Erhebung der Diagnose und Einstellung des Hundes regelmäßig anfallenden Ausgaben enthalten.

  • Tierarzt:
    • Untersuchung und Beratung 32,06 Euro
    • Entnahme einer Blutprobe 15,26 Euro
    • Diabetes-Monitoring (Glucose, Fructosamine, Kreatinin, Eiweiß, ß-HBS, Lipase, ALT, AST, Na, K): 29,99 Euro

154,62 EUR im Jahr bei halbjährlichem Besuch der Praxis

  • Caninsulin: 9 Cent/IE

788,40 EUR im Jahr bei einem Hund mit 25 kg Körpergewicht (2 x tägliche Injektion von 12 IE bei einer Dosis von 0,5 IE/kg)

  • Verbrauchsmaterial (Jahresbedarf)
    • Insulinspritzen mit Kanülen: 118,27 EUR
    • Tupfer: 17,85 EUR
    • Hautdesinfektionsmittel: 19,65 EUR

Bei einem 25 kg schweren Hund ergeben sich jährliche Kosten von ca. 1098,79 EUR. Die tatsächlichen Kosten können je nach Krankheitsverlauf abweichen.