Training und Rehabilitation im Wasser
Die Physiotherapie bietet ein sehr breites Spektrum an Therapiemöglichkeiten. Das Ziel der Hydrotherapie (u.a. Unterwasserlaufband) ist, die Lebensqualität und Leistungsfähigkeit wiederherzustellen oder zu verbessern. Auf diese Weise wird dem Hund und dem Menschen, das tägliche Miteinander um ein Vielfaches erleichtert.
  1. Wie funktioniert das Unterwasserlaufband für Hunde?
  2. Welche Vorteile bietet der Einsatz des Unterwasser-Laufbandes bei Fitness-Training und Rehabilitation?
  3. Welche Krankheitserscheinungen können durch das Unterwasser-Laufband beseitigt bzw. abgemildert werden?
  4. Welche Maßnahmen sollten in einem zu erstellenden Behandlungsplan enthalten sein?

1. Wie funktioniert das Unterwasserlaufband für Hunde?

Das Laufband befindet sich in einer Unterwasserkammer. Die Kammer ist in etwas so groß wie breites Einzelbett. Die Windhunde gehen durch eine Tür in die noch trockene Kammer. Nachdem die Tür geschlossen ist, wird die Kammer bis zur gewünschten Höhe mit körperwarmem Wasser gefüllt. Mit dem Anheben des Wasserspiegels wird der Auftrieb vergrößert. Der tiefe Oberkörper der Windhunde verleiht zusätzlichen Auftrieb. Je größer der Auftrieb, desto geringer ist der scheinbare Gewichtsverlust. Der Hund steht sicher auf dem Laufband, da das umgebende Wasser stabilisierend auf den Körper wirkt. Wenn das gewünschte Wasserniveau erreicht ist, wird das Laufband langsam gestartet. Der Besitzer kann seinen Windhund durch Worte und Taten (Streicheleinheiten, Gaumenfreuden) zur Mitarbeit ermutigen. Die meisten Hunde können es beim nächsten Mal nicht erwarten, in die Kammer zu gehen. Windhunde sind nicht als Schwimmer geboren. Doch auch sie nehmen das Unterwasserlaufband gern an. Es überwiegt die Freunde an der Bewegung. Die Behandlung erfolgt durch einen qualifizierten Therapeuten. Der Behandlungsfortschritt wird dokumentiert. Mit dem Hundehalter wird das weitere Vorgehen besprochen. Das kurze Fell der meisten Windhunde ist für die Beurteilung des Ganges und der Einschätzung der Bemuskelung von Vorteil. Ihr statuenhafter Körperbau zeigt im Behandlungsverlauf deutliche Veränderungen. Die Behandlungspläne können so optimal angepasst werden.

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2. Welche Vorteile bietet der Einsatz des Unterwasser-Laufbandes bei Fitness-Training und Rehabilitation?

Mit dem Unterwasserlaufband ist es möglich, den Windhund effektiv und schonend auf die Rennsaison vorzubereiten. Bei an Gelenken und Knochen erkrankten Hunden kann der Heilungsprozess wirkungsvoll unterstützt werden. Die vorhandenen Schmerzen werden, gerade bei chronischen Erkrankungen des Bewegungsapparates, verringert. Der konstante hydrostatische Druck fördert die Abschwellung und Durchblutung im Bereich der Gliedmaßen. Es findet ein Aufbau von Muskelmasse statt. Das Herz-Kreislauf-System wird auf schonende Weise gestärkt. Während des Trainings auf dem Unterwasserlaufband ist die Herzfrequenz erhöht, der Blutdruck bleibt jedoch niedrig. Es wird mehr Energie verbraucht, als bei einer vergleichbaren Bewegung an Land. Der Hund läuft in einer geraden Linie auf einer ebenen Fläche mit seinem normalen Gangmuster. Es werden die gleichen Muskeln beansprucht, wie auf traditionellen Oberflächen. Durch die mit dem Auftrieb verbundene relative Reduktion des Körpergewichtes kann die Belastung auf die Extremitäten, in Abhängigkeit vom Wasserstand, um bis zu 60% reduziert werden.

relatives Körpergewicht in Abhängigkeit vom Wasserstand:

Sprunggelenk: 91% des Gewichtes an Land
Ellenbogen: 85% des Gewichtes an Land
Hüfthöcker: 38% des Gewichtes an Land

Die Tiefe des Wassers und die Geschwindigkeit des Laufbandes haben einen Einfluss auf den Trainingseffekt. Durch die individuelle Einstellung der Parameter wird der Windhund weder unter- noch überfordert. Ein Vorteil des Unterwasserlaufbandes ist es, dass durch die ausgezeichnete Sicht eine genaue Ganganalyse erfolgen kann. Sie dient zur Analyse eines pathologischen Gangbilds, damit die Ursache für diesen pathologischen Bewegungsablauf und daran anschließend mit dem Tierarzt eine Therapie gefunden werden kann. Typische Störungen des Gangbilds können durch Probleme des Bewegungsapparats (akut: Verletzungen, chronisch: degenerative Prozesse an Knochen, Gelenke, Muskeln, Sehnen) entstehen oder durch neurologische Probleme (z.B. Hirnerkrankungen, Gleichgewichtsstörungen). Wegen ihrer konstitutionellen Eigenschaften sind die Windhunde für alternative Behandlungsmethoden prädisponiert. Mit Hilfe der Hydrotherapie kann der Einsatz von Arzneimitteln und die Notwendigkeit chirurgischer Eingriffe reduziert sowie die Phase der Rehabilitation nach Erkrankungen bzw. Eingriffen verkürzt werden. Mit vereinten Kräften können Hundehalter, Therapeut und Tierarzt die Grundlagen für ein langes, aktives, glückliches und gesundes Leben der Windhunde legen.

3. Welche Krankheitserscheinungen können durch das Unterwasser-Laufband beseitigt bzw. abgemildert werden?

Knochen der Vordergliedmaße eines Hundes
Knochen der Hintergliedmaße eines Hundes

Die Windhunde neigen infolge ihres Körperbaues, gewölbte Rückenlinie, dünne, lange Beine, tiefe Brust und sehr wenig Körperfett, zu bestimmten Erkrankungen/Verletzungen des Bewegungsapparates.

Die flexible Rückpartie erlaubt es ihnen, die Hinterbeine weit auszustrecken. Beim Rennen wirken besonders in den Kurven enorme Kräfte auf die Gelenke der Gliedmaßen. Mit der Zucht auf höhere Geschwindigkeiten ging eine Steigerung der auf den Bewegungsapparat einwirkenden Belastungen einher. Die anatomischen Strukturen haben sich nicht im gleichen Maß angepasst. Als Folge kann u.a. eine Osteoarthritis (chronisch, degenerative Gelenkerkrankung) oder Spondylose (Verkalkungen an der Wirbelsäule) auftreten.

Andere orthopädische Leiden, bei denen das Unterwasserlaufband zum Einsatz kommt, sind z. B. Ellenbogendyplasie und Patellaluxation.

Das Unterwasserlaufband hat sich in der Rehabilitation bei einer Reihe von für Rennhunde typischer Frakturen bewährt. Bei Greyhounds tritt am häufigsten eine Fraktur des Tarsus (Sprunggelenk) auf. Es ist überwiegend die rechte Hintergliedmaße betroffen. An erster Stelle sind Trümmerbrüche des Os tarsi centrale und der Ossa tarsale zu nennen. Aber auch die Mittelfußknochen (Ossa metatarsale) sowie seltener Sprungbein (Talus) und Fersenbein (Calcaneus) sind betroffen. Oft werden auch Frakturen oder Instabilitäten der Zehen (Phalangen) diagnostiziert.

An den Vordergliedmaßen sind mehr oder weniger komplizierte Brüche von Radius (Speiche) und Ulna (Elle) erwähnenswert. Die Ossa carpi, Ossa carpale sowie Ossa metacarpale des Carpus (Handgelenk) unterliegen während des Rennens geringeren Belastungen als die vergleichbaren Knochen der Hintergliedmaßen. Sie sind weniger anfällig für Verletzungen.

Für den Heilungsprozess ist es von Vorteil, wenn nach der Phase der Immobilisation die physiotherapeutischen Übungen zunächst im Wasser (Becken, Unterwasserlaufband) durchgeführt werden. Jeder dieser Verletzungen kann, auch wenn sie geheilt ist, mit Schmerzen und verminderte Funktion des betroffenen Gelenkes einhergehen. Es kann sich durch die vorhandene Schädigung der Gelenkstrukturen eine Arthrose entwickeln. Durch den Einsatz des Unterwasserlaufbandes kann die Situation für den betroffenen Hund verbessert werden.

Die Hydrotherapie ist auch von Nutzen bei der Behandlung von Weichteilverletzungen (Muskel- und Sehnenverletzungen).

Die Ziele der Therapie mit dem Unterwasserlaufband sind:

  • Verzögerung der Atrophie/Beschleunigung des Aufbaus von Muskulatur
  • Reduzierung von Entzündungen und Schmerzen
  • Beschleunigung des Heilungsprozesses
  • Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit des erkrankten/verletzten Körperteiles
  • Steigerung der Durchblutung des betroffenen Gewebes
  • Training des kardiovaskulären Systems
  • Verbesserung der Fitness der Windhunde

In einigen Fällen kann durch die Hydrotherapie eine Operation überflüssig werden. Regelmäßig können Schmerzmittel eingespart werden.

Fraktur einer Vordergliedmaße nach der Operation

4. Welche Maßnahmen sollten in einem zu erstellenden Behandlungsplan enthalten sein?

Bei dem Erstbesuch in der Physiotherapie nimmt der Therapeut zunächst die Anamnese (“Leidensgeschichte”) anhand der Angaben des Hundebesitzers auf. Es ist empfehlenswert, einen tierärztlichen Befundbericht vorzulegen. Anschließend erfolgt eine Untersuchung des Hundes. Im Ergebnis wird ein gezielt auf das Krankheitsbild, das Alter, die Rasse und die Persönlichkeit ihres Hundes abgestimmter Behandlungsplan erstellt. Dieser wird mit dem Hundehalter ausführlich besprochen.

Auszug aus einem physiotherapeutischem Behandlungsplan:

Mit der Hydrotherapie (Unterwasserlaufband, Schwimmbecken) können folgenden therapeutischen Maßnahmen kombiniert werden:

  • Massagen
  • Stretching-Übungen
  • Chiropraktik
  • Akupunktur
  • Elektrostimulation
  • Ultraschall
  • Ernährungsumstellung (BARF, anthroposophische, ayurvedische oder makrobiotische Ernährung)
  • Nahrungsergänzungsmittel (Antioxidation, Mineralstoffe, Vitamine)
  • Pflanzliche Heilmittel (Kräuter, sekundäre Pflanzenstoffe)

Für den Tierarzt, Heilpraktiker etc. sollte ein Behandlungsprotokoll erstellt und mitgegeben werden. So sind eine interdisziplinäre Zusammenarbeit und die bestmögliche Versorgung des Hundes gewährleistet.